Um es gleich einmal vorweg zu nehmen: Vier Tage sind zu kurz für eine Reise in den südlichsten Süden Deutschlands. Zumindest dann, wenn es nach Bayern geht. Eigentlich war unser Ziel der Walchensee. Am Ende sind wir dann aber woanders gelandet (wo es nicht minder schön war). Aber der Reihe nach.

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Jodie und ich haben Herrchen am langen Himmelfahrt-Wochenende zu Hause gelassen und als Beifahrer stattdessen unsere ganz liebe Freundin Franzi mitgenommen. Um 5 Uhr (für alle, die es nicht glauben können, noch mal in Worten: fünf Uhr) ging es in der Nähe von Potsdam los, über die A9 zuerst bis München und dann schließlich an Kochel vorbei zum Walchensee. Dass es voll sein würde, das wussten wir. Dass der (einzige) Campingplatz am Walchensee aber für Vans belegt sein würde, als wir nach acht Stunden Fahrt gegen 12.30 Uhr (!) ankamen, das war dann doch etwas enttäuschend. Leider kann man dort erst ab einer Aufenthaltsdauer von einer Woche reservieren, sodass wir uns nach einem anderen Platz umsehen mussten. Und das gestaltete sich nicht ganz so einfach.

 

Schwierige Platzsuche mit Happy End

Das supergute Wetter und das lange Wochenende sorgten offenbar dafür, dass wir auch am zweiten Campingplatz, dieses Mal am nur wenige Kilometer entfernten Kochelsee, abgewiesen wurden. Mit etwas Glück haben wir dann aber doch noch ein Plätzchen ergattern können – auf dem Campingplatz Renken, ebenfalls am Kochelsee. Und um noch was vorweg zu nehmen: wir haben das nicht bereut.

Beim Camping mit Hund am Kochelsee hat man sogar einen kleinen Strand zur Verfügung.

Ein Platz zum Sonnenuntergang genießen: der kleine Strand gehört zum Campingplatz Renken dazu und ist vor allem abends sehr beliebt.

Der Platz liegt direkt am Ufer des Sees, und wird seit diesem Jahr von neuen Besitzern geführt. Daniel und Yvonne sind sehr freundlich und umgänglich. Egal ob man einen oder drei Hunde dabei hat – man ist willkommen und sie finden auch wenns voll ist meist noch einen schönes Fleckchen, wo man stehen kann. Mit etwas Glück sogar direkt am Wasser. So richtig parzelliert ist der Platz nicht, es wird drauf geachtet, dass alle genug Raum haben. Es ist aber kein Platz, auf dem man luxuriös große Stellplätze bekommt.

Wir fanden das nicht schlimm, weil wir eigentlich immer nur ein Fleckchen brauchen, auf dem wir Campingtisch, Stühle und Grill nach draußen stellen können. Und das Zusammenrücken macht die Atmosphäre unglaublich gemütlich, vor allem wenn man abends über den Platz geht und die Mitcamper im Licht von vielen Kerzen beobachtet, wie sie essen, plauschen, Spiele spielen. Das wirkt harmonisch und friedlich und im Angesicht des wunderschönen Kochelsees, zu dem es sogar einen eigenen kleinen Strandzugang gibt, ist es wirklich eine schöne Kulisse zum Bleiben. Darüber war sogar die Enttäuschung über den vollen Campingplatz am Walchensee schnell vergessen.

 

Unterwegs im blauen Land: viele Ausflugsmöglichkeiten

Aber nicht nur der Platz ist die Reise wirklich wert. Rund um die beiden Seen gibt es unglaubliche viele Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Viele verschiedene Wanderwege, Surfen, Boot fahren, Mountainbiking – hier ist fast für jeden etwas dabei. Wie gesagt, wir hatten nur ein paar Tage. Deshalb mussten wir schweren Herzens eine Auswahl treffen. Unser erster Ausflug führte uns nach Garmisch-Partenkirchen. Der Doppelstadt, die vor allem als Austragungsort des Neujahrsspringens bei der Vierschanzentournee bekannt ist, war Ausgangspunkt für eine mehrstündige Wandertour. Das Auto stellen wir direkt an den Skisprungschanzen ab, schulterten die Wanderrucksäcke und los ging es zur Partnachklamm.

Die Wanderung durch das Tal ist wirklich beeindruckend. Die Partnach – der Wildbach, der durch die Klamm fließt – hat auf 700 Metern einen tiefen Graben in den Fels geschnitten und fließt mit viel Kraft und Getöse durch die Schlucht. Für Besucher gibt es einen schmalen Pfad am Rand der Klamm, sodass man sie direkt am Fels durchqueren kann. An einigen Stellen stürzen kleine Wasserfälle hinab. Ein unglaublich schöner Anblick – der 5 Euro Eintritt am Anfang der Klamm kostet. Vorsicht an schönen Tagen: es kann sehr voll werden. Dann muss man schon mal Schlange stehen, was uns ein bisschen genervt hat. Der Weg ist nämlich so schmal, dass an nur wenigen Stellen ein Überholen möglich ist. Man muss also geduldig warten, bis jeder vor einem auch das 100. Handybild gemacht hat, bevor es weitergeht.

 

Von der Partnachklamm zum Eckbauer

Das entspannt sich aber, wenn man die Klamm durchquert hat. Hier lohnt sich Picknick direkt am Fluss, bevor es entweder zurück – oder in unserem Fall noch ein wenig weiter – geht. Unser Ziel war der Eckbauer. Der Wanderführer sprach von einer leichten Tour, 500 Höhenmeter ging es nach oben. Für geübte Bergwanderer oder Einheimische sicher ein Klacks. Wir hatten auch wegen des warmen Wetters ganz schön zu schnaufen – ich fand es war eher eine mittlere Tour.

Wenn man es über unzählige Serpentinen endlich nach oben geschafft hat, lohnt sich der Anblick aber in jedem Fall. Man hat eine grandiose Aussicht auf die Alpen und auch die Zugspitze ist zu sehen. Und als Belohnung kann man sich ein leckeres Schälchen mit Erdbeeren und Schlagsahne im Berggasthof auf dem Gipfel gönnen. Übrigens: Jodie ist kein besonders ausdauernder oder kletterfreudiger Hund. Aber auch sie hat die Tour nach oben mit vielen kleinen Pausen gut geschafft. Die Wanderung ist in jedem Fall also auch für nicht so wandergeübte Hunde zu empfehlen.

Fantastischer Ausblick vom Eckbauer-Gipfel aufs Alpenpanorama.

Fantastischer Ausblick vom Eckbauer-Gipfel aufs Alpenpanorama.

Für den Abstieg kann man dann entweder die Seilbahn vom Eckbauer zurück nach Garmisch Partenkirchen nehmen. Wir haben uns dagegen entschieden, weil die Gondeln  zwar groß, aber oben offen waren. Das kam für uns mit einem Hund von Jodies Größe nicht in Frage. Es gibt aber auch einen direkten Wanderweg parallel zur Seilbahn-Strecke nach unten. Wir sind noch einen Umweg über den kleinen Ort Warmberg gegangen (Achtung, hier wird es teilweise beim Abstieg etwas steil. Unbedingt Wanderschuhe dabei haben und etwas trittsicher sein!) und waren dann nach gut sechs Stunden wieder am Auto.

 

Den Ausblick als Ziel: Mühsamer Aufstieg zum Jochberg

Tags drauf wollten wir dann den Jochberg erklimmen. Wer einen der wenigen Parkplätze am Ausgangspunkt der Wanderung ergattern will, sollte hier früh anreisen – oder unter der Woche abseits der Touristenströme gehen. Der Startpunkt liegt nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt und ist so schnell zu erreichen. Laut Wanderführer (ich würde jetzt pauschal sagen, man sollte immer einen Schwierigkeitsgrad höher ansetzen, wenn man wie wir kleine Hügel als Berge bezeichnet) eine mittelschwere Tour – der Aufstieg sollte in zwei Stunden zu bewältigen sein. Nun, ich fasse das mal kurz zusammen: Wir haben drei gebraucht, inklusive viel Gekeuche, Geschwitze, vieler Pausen und einem am Ende sehr kaputten Hund. Vor allem der letzte Abschnitt zum Gipfel ist leider sehr geröllig und dadurch unschön zu laufen, Jodie war davon nicht so begeistert. Aber: Der Ausblick ist die Mühe wert.

Wer die Strapazen hinter sich gebracht hat, bekommt ein unglaublich schönes Panorama zu sehen. Auf der einen Seite der Walchensee, hinter diesem schneebedeckte Berggipfel. Auf der anderen Seite der Kochelsee – und wenn man Glück mit dem Wetter hat (wie wir), kann man sogar bis zum Starnberger See gucken. Atemberaubend. Wirklich!

 

Abstieg mit Hindernissen

Nach dem traumhaften Panorama hatten wir an diesem Tag allerdings ein kleines böses Erwachen. Im Nachhinein betrachtet ist es auch eigentlich wirklich (und ich muss das jetzt so sagen) dämlich, einen Hund wie Jodie erst 500 und dann direkt danach 700 Höhenmeter rauf und wieder runter zu schicken. Der Abstieg gestaltete sich leider ähnlich geröllig, wie der letzte Teil des Weges zum Berg hinauf. Auch mit einer großen Pause und vielen kleinen war Jodie leider anzumerken, dass sie absolut keine Lust mehr hatte.

Ich fand den Abstieg tatsächlich auch sehr viel beschwerlicher als den Aufstieg. Wir mussten uns wegen der Wegbeschaffenheit sehr konzentrieren nicht auszurutschen, an vielen Stellen wurde es doch recht steil. Hundepfotenfreundlich war das auch nicht unbedingt. Nächstes Mal würden wir wahrscheinlich eher den Hinweg wieder hinunternehmen, selbst wenn wir auf dem Rückweg noch ein Stück am wunderschönen türkisblauen Walchensee entlanglaufen konnten.

Müde Wandermaus: Kleines Schläfchen beim Abstieg vom Jochberg.

Müde Wandermaus: Kleines Schläfchen beim Abstieg vom Jochberg.

Jodie hat mit ein paar Leckerchen als Motivationspillen trotzdem gut mitgemacht, ich muss an dieser Stelle wirklich betonen, dass ich sehr stolz auf sie bin, dass wir sie am Ende nicht runtertragen mussten, sondern sie durchgehalten hat. Nach acht Stunden, die wir am Ende unterwegs waren, hat sich unser kleiner Superhund allerdings an diesem Abend auch keinen Millimeter mehr als nötig bewegt, zwei spielende Junghunde angemotzt (was denen auch einfällt, sie in ihrem Schönheitsschlaf zu stören, tz) und die komplette Rückfahrt verpennt. Hat sie sich aber alles sehr verdient, ich hatte die Anstrengung sehr unterschätzt und Jodie überfordert. Dass sie sich nicht unterwegs hingesetzt hat und keinen Schritt mehr gegangen ist, ist wirklich bemerkenswert.

 

Aller guten Dinge sind zwei

Ein paar Wochen später waren Jodie und ich – dieses Mal mit Herrchen und ein paar anderen lieben Freunden im Gepäck – dann noch einmal da. Der Campingplatz blieb gleich, das Team vor Ort entspannt, auch wenn wir kleckerweise eingetrudelt kamen (das elendige Leid, wenn man aus verschiedenen Himmelsrichtungen anreist), als Ausflugsziel hatten wir uns dieses Mal aber etwas einfacherers ausgeguckt. Mit einer Seilbahn (mit Gästekarte kostet das 11 Euro, Stand 06/17)  am Walchensee ging es hoch zum Herzogstand.

Blick vom Herzogstand auf den Walchensee.

Blick vom Herzogstand auf den Walchensee.

Einige Höhenmeter muss man anschließend noch selbst laufen. dann hat man vom Berg aus einen ebenso grandiosen Ausblick auf die beiden Seen. In der Seilbahn wird es recht eng, deshalb sollten Hunde hier keine Platzangst haben oder unsicher auf viele fremde Beine reagieren, der Weg ist aber gut schaffbar, nicht zu lang und nicht zu schwer. Wer es aktiver mag, kann den ganzen Weg auch laufen, für ältere oder nicht ganz so fitte Hunde ist die Seilbahnvariante aber bestens geeignet.

Baden (eigentlich) verboten

Das Baden ist für Hunde sowohl im Kochelsee als auch im Walchensee verboten. Am Ufer sind die Vierbeiner aber erlaubt. Rausbekommen habe ich das nur durch Hinweise online, vor Ort gibt es keine Verbotsschilder und es schien sich auch niemand so richtig an badenden Hunden zu stören. Wer kontrolliert wird, muss aber sicherlich mit Strafen rechnen. Beide Seen sind – zumindest dort wo wir waren – übrigens eher nichts für Hunde, die es eher sandig im Wasser mögen. Es sind Bergseen, dementsprechend steinig ist der Untergrund.

 

Auf einen Blick: Der Campingplatz Renken

  • Lage: Direkt am See und damit vor allem abends sehr idyllisch. Auch direkt an der Straße – tagsüber ist es deshalb etwas lauter. Uns hat das nicht gestört.
  • Hundefreundlichkeit: Wir sind vielen Hundebesitzern auf dem Platz begegnet und sind immer sehr freundlich behandelt worden. Hunde sind allgemein sehr gern gesehen. Laut Homepage sind allerdings keine “Kampfhunde” erlaubt. Das ist keine campingplatzspezifische Regelung, sondern auch auf den anderen Plätzen so. Etwas schade.
  • Preis: Für zwei Personen mit Bus und Hund haben wir 72 Euro für drei Nächte bezahlt.
  • Besonderheiten: Die angenehme Stimmung, die Lage direkt am See, die netten neuen Besitzer und: der Platz eignet sich wunderbar als Ausgangspunkt für Unternehmungen in der Umgebung.
  • Auslastung: Halb München sei am Wochenende am Walchen- und am Kochelsee unterwegs. Diese gefühlte Wahrheit können wir bestätigen. Wer länger bleiben möchte, sollte daher unbedingt reservieren. Das ist ab fünf Tagen möglich. Ansonsten unbedingt vorher anrufen oder früh kommen, um noch ein Plätzchen zu bekommen. Mit Zelt ist das einfacher als mit Van.
  • Weiterempfehlung? Ja, ja, ja! Wir haben uns sehr gut aufgehoben gefühlt und sind nicht zum letzten Mal dagewesen. Der nächste Besuch dauert aber schon wegen der für uns langen Anfahrt ein paar Tage länger.