Wir hatten uns vorbereitet: Bine zehrte noch von ihren Französisch-Kenntnissen aus der Schulzeit und war dank Sprachlern-App schnell wieder auf dem neuesten Stand. Ich hatte es mit der App immerhin so weit gebracht, dass ich verstanden hab, dass man mit dem Titelsatz in einer französischen Bäckerei kein Baguette, sondern eher ein paar Lacher bekommen würde. Jodie hatte mit der Kommunikation offensichtlich überhaupt keine Probleme – manchmal möchte man Hund sein.

Direkt zur Campingplatzbewertung

Wie auch immer, unsere erste größere Reise mit Dumbo, unserem Camping-Bus, sollte uns nach Frankreich führen. Im relativ kühlen Oktober 2015 packten wir an einem Freitagabend unsere Sachen und fuhren die Nacht durch nach Paris. Dort kamen wir pünktlich zum Berufsverkehr an (dazu später mehr) – und steuerten auch deshalb erstmal direkt unseren Campingplatz an. Bei Trips in große Städte lohnt es sich, bereits vorab zu gucken, wo man übernachten will. Das vermeidet hektisches Herumgesuche – und womöglich den Frust, dass der Platz schon voll ist, wenn man ankommt. Wir hatten uns den Campingplatz Camping Indigo Paris ausgesucht, der direkt an der Seine liegt. Auch sonst steht man hier in schöner grüner Umgebung, alles ist großzügig aufgeteilt und vom Zelt bis zum großen Reisemobil ist hier alles willkommen. Damit ist der Platz einzigartig in Paris. Allerdings ist er auch einzigartig teuer, zumindest aus unserer Sichtweise. Da wir aber auf unserer Frankreich-Reise nur knapp zwei Tage Paris eingeplant hatten und der Platz trotz der Stadtlage wirklich schön ist, waren die gut 40 Euro für eine Nacht in Ordnung.

 

Riesige Grünflächen zwischen Campingplatz und Innenstadt

Der eigentliche Vorteil für Hundefreunde ist jedoch der in unmittelbarer Nähe liegende Bois de Boulogne. Mit seinen angrenzenden Parks gehört er zu den größten städtischen Grünflächen der Welt. Auch nach mehreren Wochen Dauer-Camping dürften sich hier immer noch neue Wege und Ecken entdecken lassen. Allerdings waren wir nur tagsüber im Park unterwegs, dem der Ruf anhängt vor allem zu später Stunde zum Revier des Rotlicht-Gewerbes zu werden.

Grünes Idyll: Der Bois du Boulogne. (Foto: Pierre Metivier |

Grünes Idyll: Der Bois du Boulogne. (Foto: Pierre Metivier | CC BY-NC 2.0)

Durchquert man den Bois de Boulogne in östlicher Richtung findet man sich direkt im bekanntesten Teil von Paris wieder. Der Eiffelturm und der Triumphbogen lassen sich so locker an einem Tag zu Fuß besuchen, ohne dass der Hund zu kurz kommen muss. Die Entfernung zum Campingplatz beträgt jeweils etwas über eine Stunde. Zwischen den Sehenswürdigkeiten ist man rund 30 Minuten unterwegs. Wir haben bei unserer XL-Gassirunde mit Jodie dann allerdings nur den Eiffelturm angeschaut. Denn wenn Herrchen und Frauchen ständig anhalten müssen (Fotos machen, Crêpes essen, und und und…) kommt man einfach nicht voran – und dann ist so ein Spaziergang für Hund ganz schön anstrengend.

Der Eiffelturm: Nichts für echte Hundefreunde

Möchte man den Eiffelturm und andere Pariser Sehenswürdigkeiten aus der Nähe kennen lernen bzw. betreten, geht das in der Regel nur ohne Hund – und wäre auch mit Hund angesichts des Besucherandrangs nicht so recht zu empfehlen. Auch in der Metro sind Hunde nicht uneingeschränkt willkommen. Nur wer als Vierbeiner niemanden stört, leichter als 6 kg ist und in eine Tasche passt, die maximal 45 cm groß ist, darf mitreisen. Mit solchen Hunden – bitte stadtfesten Tieren, denn Paris ist und bleibt eine Großstadt – kann dann der Shuttle-Bus genutzt werden, der Campingplatz-Gäste zur nächsten Metro-Station bringt. Für alle anderen bleibt ausschließlich der RER, der regionale Zugverkehr, der an vielen Pariser Sehenswürdigkeiten wie Eiffelturm, Sacré-Cœur, Invalidendom oder Arc de Triomphe, Halt macht.

Bei solchen Touren ist es also wohl das Beste, den Hund auf dem Campingplatz zu lassen, sofern man nicht mit dem Zelt unterwegs ist. Und so haben wir Notre Dame und den Eiffelturm dann am Abend noch einmal ohne Hund besucht. Das hat gleich zwei Vorteile: Die meisten touristischen Gruppen sind schon weitergezogen und man muss nicht mehr allzu lang warten, wenn man vom Eiffelturm den Blick auf die Stadt zum Sonnenuntergang genießen möchte. Außerdem schien Jodie auch ganz froh zu sein, nach dem ersten mehrstündigen Ausflug nicht schon wieder raus zu müssen, sondern sich im Bus ausruhen zu können. Wer unsere Bernerdame schon kennt oder bei uns schon den ein oder anderen Beitrag gelesen hat, weiß ohnehin, dass sie eher ein Kurzstrecken-Modell ist.

Paris mit dem Auto

Und warum seid ihr nicht einfach mit dem Auto gefahren? Tja, der Gedanke, für unsere Unternehmungen das Auto mit dem Hund in der Stadt abzustellen, war uns nicht geheuer. Und überhaupt: Mit dem Auto in Paris unterwegs sein? Kann man schon machen, ist aber nicht wirklich zu empfehlen. Zum einen lebt hier ein ganz besonderes Autofahrer-Völkchen, von dem bereits meine Mama zu berichten wusste, und das wir schon bei unserer Ankunft zur Genüge kennengelernt hatten. Wolfgang Müller sang einmal “Ich möchte Leben wie Franzosen Auto fahren // Eine Delle macht nichts aus // Und wenn die Kreuzung voll ist, fährt man trotzdem drauf” – das darf man so  wortwörtlich nehmen. Es ist eigentlich ein kleines Wunder, dass wir im morgendlichen Stau und Gedränge ohne Delle davongekommen sind. Zum anderen gibt es quasi keine freien Parkplätze. Und sollte man doch einen Platz finden, bedeutet es nicht, dass das Auto bei der Rückkehr immer noch dort steht, immer noch unversehrt ist und immer noch den gleichen Inhalt aufweist, sagt man. Seit 2016 gilt in Paris zudem eine strenge Umweltzone, die viele ältere Fahrzeuge nicht mehr zulässt. Für neuere Fahrzeuge ist eine Plakette erforderlich. Der Campingplatz liegt übrigens außerhalb dieser Zone.

Die Pariser Umweltzone

Alte Autos ausgeschlossen: Fahrzeuge, die vor dem 1. Januar 1997 zugelassen sind, haben in Paris seit 2016 Fahrverbot in der neu eingerichteten Umweltzone. Die Umweltzone umfasst den Stadtbereich innerhalb des Stadtautobahnrings, des Boulevard périphérique. Der Stadtautobahnring selbst fällt nicht in den Regelungsbereich. Bei Missachtung droht eine Strafe von 68 Euro bis zu 375 Euro (Stand 06/17). Zu bestimmten Zeiten ist auch eine Einfahrt mit der Umweltplakette der Stufe 5 verboten. Die sogenannte “Crit’Air” kann von ausländischen Autofahrern nur online bestellt werden, sie kostet 4,80 Euro. Mehr Infos und einnen Leitfaden zur Bestellung hat der ADAC zusammengestellt.

Grün so weit das Auge reicht: Vorne die Gärten, hinten der Park von Versailles.

Grün so weit das Auge reicht: Vorne die Gärten, hinten der Park von Versailles.

 

Aus Versehen in den Gärten von Versailles

Etwas außerhalb von Paris, aber glücklicherweise nur ein paar Kilometer vom Campingplatz entfernt, liegt Versailles. Wir haben die Nachbarstadt am zweiten Tag besucht und somit Paris auch hinter uns gelassen. Im Schloss Versailles ist das Mitführen von Hunden verständlicherweise nicht erlaubt, auch in den Gärten, die direkt hinter dem Schloss liegen, haben Hunde keinen Zutritt. Im umliegenden Schlosspark sind angeleinte Hunde jedoch willkommen (wo was liegt sieht man am besten auf dieser wunderbaren Seite). Und der Park ist durchaus einen Besuch wert. Schaut bitte, dass ihr den Haupteingang findet und ordnungsgemäß ein Ticket kauft. Das ist eigentlich nicht schwer. Andere Menschen sind aber schon auf der Suche nach dem Eingang versehentlich durch unbewachte Dienstzugänge in den Schlossgarten stolpert und waren plötzlich irgendwie einfach drin. Haben wir zumindest gehört …

Jodie dürfte einer der wenigen Nicht-Blinden-Hunde sein, der es je in die Gärten von Versailles geschafft hat.

Jodie dürfte einer der wenigen Nicht-Blinden-Hunde sein, der es je in die Gärten von Versailles geschafft hat.

Da wir zu der Zeit noch nicht ganz sicher waren, ob wir mit dem Hund überhaupt dort sein durften und außerdem noch weiter in die Normandie wollten, haben wir nur gut eine Stunde im Park verbracht. Aber die rund 800 Hektar Gartenanlagen bieten wirklich viel Gelegenheit zum spazieren gehen, sodass es nicht wundert, dass es auch mehrtägige Tickets gibt. Für uns ging es dann weiter zur gut 350 km entfernten Mont-Saint-Michel, die unser nächster Stopp auf unserer Frankreich-Reise sein sollte. Aber davon lest ihr ein anderes Mal.

 

Auf einen Blick: Der Campingplatz Indigo Camping Paris

  • Lage: Am äußersten Rand von Paris, direkt angrenzend liegt der Bois de Boulogne, ein riesiger Stadtwald/Park. Auf der anderen Seite grenzt der Platz an die Seine.
  • Hundefreundlichkeit: Prinzipiell stehen die Betreiber Hunden offen gegenüber. Auch der Platz selbst ist für Hunde gut geeignet. Allerdings ist spricht die Preisliste von maximal einem Hund pro Stellplatz. Wer also mit mehreren Hunden anreisen möchte, sollte vorher Kontakt aufnehmen und dies abklären.
  • Preis: Die Nacht mit einem Zelt oder Van kostet in der Zwischensaison 39,32 Euro (Stand 06/17) für zwei Personen und einen Hund. Für Haupt- und Nebensaison sind es jeweils ca. 5 Euro mehr bzw. weniger.
  • Besonderheiten: Dies der einzige Platz im Stadtgebiet, der nicht in der Umweltzone liegt. Und für einen Stadt-Campingplatz ist er großzügig parzelliert und die einzelnen Stellplätze sind mit hohen Hecken begrenzt.
  • Weiterempfehlung? Ja. Der Platz ist schön und gut gelegen. Etwas teuer, aber für Hundebesitzer wahrscheinlich erste Wahl in Paris.