Es gibt dieses Sprichwort in Norwegen, dass diejenigen, die die E6 nehmen, an Norwegen vorbei fahren. Wir finden, dass Ähnliches für die Lofoten gilt: Man kann nur die E10 fahren und bekommt grandiose Blicke auf die Berge und Strände der Inselgruppe. Aber wer nicht anhält, um wenigstens ein paar Meter in die Höhe zu wandern, der verpasst das Spektakulärste. Die Tour auf den Hestræva zeigt sehr eindrücklich, was wir damit meinen.

Kilometer Strecke Insgesamt

Stunden Gehzeit (Inklusive Pausen)

Höhenmeter in der Spitze

Die Wanderung startet nahe des kleinen Ortes Kilan am Flakstadpollen. Der Parkplatz ist der, auf dem der große Holzaufsteller mitteilt, das Camping hier verboten ist – für eine Tagestour parken ist aber total in Ordnung. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht am Rand einer Bauernhof-Einfahrt ein Schild mit der Aufschrift “Tursti”, das euch den Weg zum Beginn des Weges zeigt.

Der Ausblick vom Hestræva über den Flakstadpollen ist traumhaft.

Der Ausblick vom Hestræva über den Flakstadpollen ist traumhaft.

Wasserfestes Schuhwerk – oder nasse Füße

Ihr folgt dem ausgetreteten Pfad, bis ihr nach wenigen Metern einen Schafzaun passieren müsst. Die Weidetiere sind der Grund, warum ihr euren Hund hier definitiv anleinen müsst. Denn das ganze Gebiet ist Schafgebiet und um den Frieden mit den einheimischen Weidetierhaltern zu wahren, solltet ihr Rücksicht nehmen. Anfang Oktober haben wir bei unserer Wanderung keine Schafe mehr sehen können – dafür aber Schneehasen.

Mit dem Rücken zum türkisblauen Wasser der Bucht folgt ihr dem Weg, der eigentlich gut sichtbar ist und dem man relativ problemlos folgen kann. Allerdings solltet ihr gutes und wenn möglich wasserfestes Schuhwerk dabei haben. Denn die nächste Hürde folgt nur kurze Zeit später: Ein kleiner Bach. Der ist nicht besonders breit, aber zu breit zum drüber springen und eine Behelfsbrücke gibt es wie sonst üblich auch nicht. Das heißt, ihr müsst mithilfe der Steine im Wasser furten. Für Hunde ist das kein Problem, wenn euch schon am Anfang der Wanderung die Füße nass werden, ist das gerade aber für den Rest des Weges eher unangenehm.

Einen Unterschied hat es bei uns nicht gemacht – es hatte so stark geregnet in den Tagen zuvor, dass die gesamte Strecke nass und matschig war.

Störend war das aber nicht, auch nicht als es danach schließlich fast durchgängig bergauf ging. Ein bisschen Kondition muss man mitbringen, um die 485 Höhenmeter zu erklimmen. Zwischendurch bieten sich aber immer wieder gute Möglichkeiten, um Pausen einzulegen – und dabei den Ausblick auf die Bucht hinter euch zu genießen.

Tipp: Wenn ihr nicht wie wir einen ungeplanten Umweg einlegen wollt, dann haltet euch tendenziell eher links auf dem Weg, vor allem, wenn ihr die Wahl zwischen einem steilen Aufstieg links und einem kleinen süßen Birkenwald geradeaus habt. Die Schafpfade führen euch gerne in die Irre. Wir haben ganz schön unsere Handys bemühen müssen und sind eine halbe Stunde querfeldein gestiefelt (auch nicht hilfreich, um trockene Füße zu behalten), bevor wir den richtigen Weg wieder hatten.

Grandioser Ausblick schon am Sattel

Wenn ihr dann aber nach einer guten Stunde die ersten schweißtreibenden Steigungen geschafft habt, sind die Bäume verschwunden – und die Gedanken an die zwickenden Waden garantiert auch, denn vor euch breitet sich der Sattel des Hestræva aus. Der verschafft euch nicht nur einen tollen Blick Richtung Flakstad, sondern auch auf die andere Seite der Bergkette.

Dort könnt ihr bei guter Sicht unter anderem den bekannten Offersøykammen sowie dahinter den Mannen und den Himmeltindan sehen und die bekannten Strände Hauckland und Uttakleiv zumindest erahnen. Vor euch breitet sich der Nappstraumsund majestäsisch aus. Es ist ein Genuss für die Augen!  

Als wir Anfang Oktober den Gipfel des Hestræva erklimmen, liegt Schnee - für Ceeley ein Highlight.

Als wir Anfang Oktober den Gipfel des Hestræva erklimmen, liegt Schnee – für Ceeley ein Highlight.

Der letzte Aufstieg wird dann noch mal ordentlich steil und führt über ein Kiesfeld – aber die Anstrengung lohnt sich, versprochen. Und fehlgehen könnt ihr diesmal kaum, denn ihr habt den Gipfel direkt vor Augen. Und wenn ihr die insgesamt etwa 2,5 Kilometer hinter euch gebracht habt, und oben auf den kargen Felsen des Hestræva steht, dann kann man eigentlich nur staunen. Denn dort oben bietet sich euch ein wirklich atemberaubendes 360-Grad-Panorama. Die Aussicht auf Mannen und Co. ist noch einmal beeindruckender, der Flakstadpollen wirkt noch türkiser und was vorher noch versteckt hinter der Bergkuppe lag, ist nun sichtbar: Die beeindruckende Lofotenwand rund um den Sterntinden.

Gipfelpanorama der ersten Klasse

Diese Bergformation kennt ihr eher aus einer anderen Perspektive: nämlich mit der (also wirklich DER) Straße Richtung Nusfjord im Vordergrund, die genau auf die beeindruckend Felswand zuführt. Das alles bekommt ihr in ruhiger Einsamkeit ohne die Dutzenden Autos, und die vielen Menschen, die die Straße mittlerweile besuchen und zudem aus der ungewöhnlichen Perspektive von oben. Und wenn dann die Sonne noch durch die Wolkendecke bricht und einzelne Strahlen auf die Felsen unter euch schickt, ist es einfach nur ein magischer Anblick.

Vom Gipfel des Hestræva hat man einen grandiosen Ausblick  - unter anderem auf die bekannte Straße nach Nusfjord.

Vom Gipfel des Hestræva hat man einen grandiosen Ausblick – unter anderem auf die bekannte Straße nach Nusfjord.

Wir haben sehr viel Zeit auf dem Gipfel verbracht, der an diesem Tag schneebedeckt war und mussten uns fast ein bisschen zwingen, den Rückweg anzutreten. Wir hatten zum Glück einen super geduldigen Wanderbegleiter dabei, der jede extra Fotopause ertragen hat und sogar ein Foto von Ceeley und mir am Gipfel geschossen hat. Lieben Dank an dieser Stelle noch mal dafür!

Zurück geht es auf gleichem Weg und nach fast fünf Stunden waren wir schließlich k.o., aber sehr sehr glücklich am Auto angekommen. Sicherlich kann man das auch schneller schaffen, aber die Zeit für Pausen sollte man sich auf dieser Wanderung wirklich nehmen. Am Ende bleibt uns nur zu sagen, dass das eine der schönsten Wanderungen ist, die wir auf den Lofoten bisher gemacht haben –  und dass es definitiiv nicht das letzte Mal gewesen sein wird, dass wir den Hestræva erklommen haben.