Als wir von unserem Plan erzählten, fünfeinhalb Wochen mit unserem Baby und Ceeley auf Elternzeitreise nach Norwegen fahren zu wollen, ernteten wir einige skeptische Blicke. Wir waren uns aber von Anfang an sicher, dass wir die Zeit unbedint intensiv gemeinsam nutzen wollten. Wie lief das, hat es sich gelohnt? Wir haben eure Fragen zum Thema gebündelt – und in dieser Übersicht beantwortet.

Kilometer

Wochen

Tunnel

Elche

Seeadler

Elternzeitreise – warum eigentlich?

Zu Hause ist es toll, keine Frage – aber wann hat man eigentlich mal die Zeit und die Ruhe, vier Wochen oder länger am Stück ausgiebig Urlaub zu machen? Wir arbeiten beide sonst Vollzeit und unsere Urlaubswochen im Jahr sind begrenzt. Deshalb wollten wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, so ein kleines Abenteuer als frisch gebackene Familie zu erleben, uns viel Zeit für den hohen Norden nehmen zu können und jeden Kilometer auf der Reise richtig genießen zu können. Und um es vorweg zu nehmen – das hat in jedem Fall sehr sehr gut funktioniert. Wir können es nur weiterempfehlen.

Welches ist der beste Zeitpunkt für die Reise und wie lange wart ihr unterwegs?

Wie lange ihr unterwegs sein wollt und welchen Zeitpunkt ihr dafür wählt, ist stark von euch, eurem Ziel und sicherlich auch vom Geburtsmonat abhängig. Für unsere Tour haben wir uns fünfeinhalb Wochen ausgesucht – von Mitte August bis Ende September. Ruben war zu diesem Zeitpunkt ein halbes Jahr alt und das hat ziemlich gut gepasst. Vorteil des Alters: Er war nicht mehr so klein und zart und zerbrechlich wie am Anfang, hat schon viel mitbekommen, aber gleichzeitig doch noch einige Schlafpausen am Tag gemacht. Das ließ sich in den Tagesablauf zwischen Fahren und Wandern immer ganz gut integrieren. Außerdem waren wir zu diesem Zeitpunkt schon routiniert und eingespielt im Umgang mit dem kleinen Mann – das gilt natürlich auch für Ceeley.

Ein Hund muss sich ja auch erst einmal an diesen neuen Menschen gewöhnen und an die verändete Situation im Haus. Grad beim ersten Kind, wenn das Baby natürlich sehr viel Aufmerksamkeit bindet und Hund etwas zurückstecken muss. Ihr könnt natürlich auch fahren, wenn euer Kind jünger ist – dann schläft es sicherlich noch etwas mehr, was das Reisen entspannter machen kann. Ist es älter, müsst ihr an den aufkommenden Bewegungsdrang denken.

Strolch auf dem Sognefjell

Zwischen Bergern und Gletschern: Auf dem Sognefjell liegt selbst im Hochsommer Schnee.

Warum war Norwegen euer Ziel?

Wir fahren im Sommer immer gerne in den Norden beziehungsweise in Länder, in denen es nicht ganz so warm ist. Wir sind nicht so die 35 Grad-Sommer-Liebhaber und für Ceeley ist es kühler auch angenehmer. Dazu kommt: Norwegen ist wunderschön und sehr groß und man braucht gefühlt einfach so unglaublich viel Zeit, um jede schöne Ecke entdecken zu können, jeden tollen Weg zu erwandern oder jede wunderbare Sehenswürdigkeit zu sehen. Deshalb war schnell klar, dass wir die Elternzeit nutzen wollten, um noch mehr von diesem wunderschönen Land zu sehen. Eigentlich wollten wir dabei über Schweden in den Norden fahren. Diesen Plan haben wir wegen der hohen Corona-Infektionszahlen leider aufgeben müssen.

Was ist bei der Planung zu beachten?

Einreiseregeln mit Hund können je nach Zielland etwas Vorbereitung benötigen. Eine Übersicht über die Länder, die wir bereits bereist haben, könnt ihr hier finden. Ansonsten müsst ihr vor allem bei eurem neuen Mitfahrer einige Dinge beachten. Da Kinder ja noch keinen Personalausweis haben, der für die Einreise in die meisten europäischen Länder vollkommen ausreichend ist, braucht ihr einen Kinderreisepass. Den solltet ihr rechtzeitig beantragen. Außerdem müsst ihr bei der Planung an die U-Untersuchungen eures Babys denken. Wir haben unsere Reise genau zwischen U5 und U6 gelegt, sodass es keine Probleme gab. Sprecht bei einer längeren Reise im Zweifelsfall am besten vorher mit eurem Kinderarzt. Mehr Informationen dazu gibt es beim Kindergesundheitsportal der BZgA.

Wie lief die Einreise zu Corona-Zeiten?

Tatsächlich war die Einreise im Jahr 2020 noch relativ unkompliziert möglich. Wir mussten auf der Hinfahrt weder auf der Fähre Maske tragen, noch einen negativen Corona-Test bei der Einreise vorweisen. Die Infektionszahlen in Deutschland waren zu diesem Zeitpunkt Mitte August relativ niedrig und bis Ende August hatte Norwegen seine Grenzen für Reisende ohne großartige Beschränkungen geöffnet. Lediglich die üblichen Formalitäten, die bei der Einreise mit Hund nach Norwegen zu beachten sind, waren nötig. Das änderte sich zwei Wochen nachdem wir unsere Reise begonnen hatten, als die Infektionszahlen stiegen. Von da an mussten Touristen eine zehntägige Quarantäne antreten, wenn sie ins Land wollten.

In 2021 wird eine Reise nach Norwegen wohl nicht ganz so einfach. Derzeit ist die Einreise für Touristen aus Gebieten mit hohen Inzidenzzahlen nicht erlaubt, dazu gehört auch Deutschland (Stand 26.05.21). Wann das Königreich seine Grenzen wieder öffnen wird, ist derzeit nicht absehbar. Allerdings hat Norwegen am Wochenende einige Lockerungen angekündigt, absehbar scheint demnach jetzt, dass eine Einreise aus Ländern mit niedrigen Inzidenzen wohl mit Test möglich sein wird. Aktuelle Informationen findet ihr auf visitnorway.de sowie der offiziellen Webseite des norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit.

Ceeley auf der Rückbank

Ruheplatz und bester Ort für Beobachtungen: Ceeley schläft sehr gern auf der Rückbank des Busses.

War es im Bus mit Hund und Kind nicht zu eng?

Natürlich ist der Platz in einem Van immer begrenzt – und ein Baby mit seinen tausend Sachen (ohne Witz! Ruben hatte dreimal so viel Gepäck wie wir :D) und dem Kindersitz, nimmt natürlich noch mal etwas mehr Raum ein. Aber selbst an Regentagen hatten wir nie das Gefühl, dass uns die Decke auf den Kopf fällt. Unser Strolch hat Überlänge und durch das Hochdach hatten wir immer die Möglichkeit im Zweifelsfall auf eine zweite Etage auszuweichen. Das obere Bett war Krabbelmöglichkeit und Schlafplatz für Ruben während Ceeley im unteren Busbereich immer ausreichend Raum hat. Den nimmt sie sich auch ganz ungeniert – entweder, indem sie die Rückbank oder den Boden besetzt – oder auch gerne mal schaut, wie die Sicht vom Fahrersitz aus so ist.

Was ist anders, wenn man mit Hund und Baby reist?

Wer mit Hund alleine unterwegs ist, muss sich nicht großartig einschränken (vorausgesetzt natürlich, euer Vierbeiner ist gesund. Ihr wisst, wie wir das meinen :D). Wohin wir gehen, Ceeley begleitet uns – ohne zu fragen. Hauptsache dabei. Wenn man am Tag nicht auf Ruhepausen achten kann, wird eben die Nacht ein bisschen länger. Wenn wir morgens länger schlafen wollten, schlief Ceeley mit. Und wenn wir alle zusammen spät abends noch eine Runde im Sonnenuntergang schlendern wollten, dann war sie mit Feuereifer dabei. Natürlich geht das alles auch mit Baby. Beim länger schlafen muss man sich abwechseln, damit einer den frechen Wurm bespaßen kann, der morgens um halb sechs putzmunter ist. Kann natürlich sein, dass ihr zu den glücklichen Eltern gehört, wo das Baby von 8 bis 8 durchschläft. Aber der Mehrheit geht es wohl eher wie uns.

Es gibt für alle Wünsche Lösungen, aber man muss ein bisschen mehr planen, ein bisschen flexibel bleiben ohne gleichzeitig so flexibel wie mit Hund alleine zu sein. Die Bedürfnisse des kleinen Menschleins gehen eben vor – und alle müssen sich dem unterordnen. Auch das Hundetier muss da ab und an zurückstecken. Da kommt das Frühstück dann mal ein paar Minuten später, die Nacht endet früher oder der Gassigang verschiebt sich um eine Stunde. Das Schöne an Hunden: Sie machen das mit. Ceeley hat das alles trotzdem sehr genossen – das wird wohl auch immer so bleiben, egal, wie viele Elternzeitreisen mit wie vielen Kindern da noch kommen 😉

Wie sah euer Tagesablauf aus?

Irgendwie denkt man immer, dass unterwegs alles ganz anders ist als zu Hause. Das stimmt aber nur bedingt in unserem Fall. Der Tagesablauf sah tatsächlich ähnlich aus wie sonst auch. Denn auch auf Reisen kommt nach dem Aufstehen das Frühstück, braucht der Hund Futter, muss der Hund raus, will das Baby Mittag (und das doch bitte pünktlich. Sonst ist der Beeffaktor hier ziemlich hoch. Wie der Hund so das Kind oder so 😀 Wer hat noch so einen Nimmersatt?) und so weiter. Der Unterschied? Alles war zeitlich nicht so eng getaktet, das Mittagessen wurde unterwegs mit Blick auf Berge und Fjorde eingenommen, Ceeleys Gassigänge waren besonders lang und der Nachmittagsschlaf wurde meistens zum Fahren genutzt. Lasst euch nicht stressen – ihr findet euren Unterwegs-Rhythmus!

Welche route habt ihr genommen?

Eigentlich wollten wir über Schweden in den Norden fahren, dann in Richtung Lyngen Alps nach Norwegen einreisen und von dort den Weg zurück antreten. Wegen der hohen Infektionszahlen in Schweden war das aber leider nicht möglich. Also sind wir über die Fähre von Hirtshals nach Kristiansand nach Norwegen gefahren. Von dort ging es über Kap Lindesnes, Byglandsfjord, Vøringsfoss, Aurlandsfjell, Sognefjell und Jotunheimen Nationalpark nach Trondheim. Kurz dahinter haben wir dann die E6 verlassen und sind auf den Kystriksveien abgebogen. Dieser verfolgt die Westküste Norwegens bis nach Bodø. Von dort aus ging es auf die Lofoten, schließlich nach Senja, Tromsø und in die Lyngen Alps. Das sollte der nördlichste Punkt unserer Reise sein.

Da wir aber sehr Lust und noch ein wenig Zeit hatten, sind wir noch die letzten Kilometer bis ans Nordkapp gefahren. Von dort aus ging es dann über die E6 wieder nach Süden und schließlich von Larvik mit der Fähre zurück nach Kristiansand. Die gesamte Route haben wir in groben Zügen auch in einer Karte für euch zusammengestellt.

Wo war Ceeley während der Fahrt untergebracht?

Ceeley trägt unterwegs ein Autogeschirr von Ruffwear. Das ist gut gepolstert und hat Schnallen aus Metall. Damit wird sie über einen der Rückbank-Gurte gesichert – meist liegt sie auf der Rückbank, sie hat aber genug Spielraum, um auch im Fußraum zu liegen. Seit der kleine Mann groß genug ist, um seine kleinen Griffel nach ihrem Fell auszustrecken 😁, nutzt sie diese Möglichkeit auch immer öfter.

Was war der schönste Moment der Elternzeitreise?

Oh, da gab es nicht nur einen! Ein wunderschöner Sonnenuntergang am Nordkapp, Baden im Byglandsfjord, Ceeley, wie sie wie verrückt über den Gipfel des Digermulenkollen flitzt, Ruben, wie er morgens brabbelnd neben uns liegt, wie wir an Jans Geburtstag wilde Elche mit einem Kalb ganz nah beobachten konnten, die Seeadler, die uns auf den Lofoten begegnet sind und natürlich die Polarlichter, die vor allem auf Senja über uns am Himmel tanzten. Eine Reise voller vieler wunderbarer Höhepunkte.

Pause für Ceeley auf der Wanderung.

Pause muss beim Wandern sein: Ceeley auf dem Weg zum Husfjellet.

Und der schlimmste?

Nein, mit kleinem Kind auf engem Raum ist nicht immer fünf Wochen Friede, Freude und Heiterkeit angesagt. Manchmal sind die Nächte schlafraubend und es gibt so regnerische Tage, da ist die Laune auch auf Reisen mal mies. Höhepunkt der schlechten Stimmung waren wohl eineinhalb Regen- und Sturmtage, als wir eigentlich zum Torghatten hinauf wollten. Das Wetter war so furchtbar, dass man eigentlich nur im Bus bleiben konnte. Zum Glück folgt auf Regen immer Sonnenschein – und auch wenn der Wanderweg sich zwischenzeitlich in einen kleinen Fluss verwandelt hatte, hat sich das Warten auf den Torghatten in jedem Fall gelohnt.

Tipps für eine schöne Elternzeitreise mit Hund?

  • Autofahren ist je nach Ziel und Art der Reise ein essentieller Bestandteil des Urlaubs. Leider liebt das nicht jedes Baby und leider beschäftigt sich auch nicht jedes Kind stundenlang selbst. Probiert das am besten vorher und stellt euch drauf ein, wie ihr am besten vorankommt. Mit Ruben fährt man zum Beispiel am besten, wenn er schläft – das zu wissen, hat enorm bei der Tagesplanung geholfen.
  • Bleibt entspannt und taktet eure Tage nicht zu voll. Es gibt die Horrortage, an denen alles schief geht, an denen das Baby keine 20 Kilometer fahren will oder die Trage doof findet oder Zähne kommen oder irgendwas. Das lässt sich alles sehr viel besser ertragen, wenn einem kein straffer Zeitplan im Nacken sitzt.
  • Denkt an euren vierbeinigen Freund – und widmet ihm ein bisschen Exklusivzeit. Einen Extraspaziergang, ein Extraspiel, eine ganz besonders lange Streichelsession. Mit dem neuen Familienmitglied hat sich sicherlich Einiges bei euch geändert. Ceeley musste ihre exklusive Aufmerksamkeit auf einmal teilen und wir haben immer das Gefühl, dass sie sehr glücklich ist, wenn sie Momente bekommt, in denen sie uns ganz ungeteilt für sich selbst hat.

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