Weiter geht es durch Schottland: Wir nehmen euch wieder mit aufs Festland. Dorthin zu kommen hat sich schwieriger gestaltet, als wir gedacht hatten. Ihr erinnert euch – im Beitrag über Lewis & Harris haben wir schon angedeutet, dass unsere Fährfahrt Richtung Assynt mit einer Schwierigkeit behaftet war.

Wir wollten eigentlich eine Überfahrt für Samstagmorgen buchen. Auf der Hinfahrt hatte die Buchung am Abend vorher problemlos funktioniert, sodass wir uns nach unserer Gas-Odyssee keine großen Gedanken über das Ticket gemacht haben. Großer Fehler – denn am Wochenende sind die Fähren offenbar sehr viel besser ausgelastet als unter der Woche.

Warten auf die Fähre in Stornoway

Überfahrt für uns – oder nicht?

Also klingelte der Wecker gegen 4.30 Uhr und wir machten uns um kurz vor 5 Uhr auf den Weg zum Fährterminal in der Hoffnung, doch noch einen Platz zu ergattern. An der Hotline der Calmac-Fähren hatte man uns jedenfalls dazu geraten. Ein Ticket hatten wir für die Sonntagsfähre gekauft, aber die Hotline hatte uns verraten, dass man auch jede frührere Überfahrt damit nehmen konnte. 

Es war noch zappenduster, als wir so unseren Platz in der Nachzügler-Reihe einnahmen. Und es sollte noch über eine Stunde dauern, bis endlich alle anderen Autos ihren Platz auf der Fähre eingenommen hatten – und wir endlich das erleichternde Go bekamen, dass auch wir mitkönnen.

Doch noch geschafft: Wir haben einen Platz auf der Fähre ergattert und schippern von Stornoway nach Ullapool.

Müde, aber zufrieden: Mit etwas Glück haben wir doch noch ein Plätzchen auf der Fähre bekommen. Ceeley durfte wieder mit an Deck.

Bei dieser Fährüberfahrt gab es wie auf dem Schiff von Uig nach Tarbert einen Bereich an Deck, der auch für Haustiere geöffnet ist. Ceeley musste also wieder nicht im Auto versauern, sondern wir konnten gemeinsam an Deck sitzen und uns die (sehr kühle) Morgenluft um die Nase wehen lassen.

Hässlicher Name für eine beeindruckende Schlucht

Etwa zweieinhalb Stunden später war es leider noch zu früh, um sich in Ullapool ein zweites Frühstück zu besorgen – alle Cafés hatten noch geschlossen. Also begnügten wir uns damit, das Städtchen nur kurz zu durchfahren und machten uns auf den Weg zu unserem ersten richtigen Tagesziel: Corrieshalloch Gorge. Fragt uns nicht, wie man das jetzt genau ausspricht. Das Ganze ist Gälisch und bedeutet so viel wie “hässlicher Hohlraum”.

Von wegen hässlich: Diie Corrieschalloch Gorge ist durch ihre Tiefe sehr beeindruckend - vor allem, wenn man direkt darüber steht.

Von wegen hässlich: Die Corrieschalloch Gorge ist durch ihre Tiefe sehr beeindruckend – vor allem, wenn man direkt darüber steht.

Der Name ist daher wirklich irreführend, denn die Schlucht, die sich dahinter verbirgt ist überhaupt nicht hässlich, sondern ein wirklich schöner kleiner Abstecher für Zwischendurch und ein perfekter Stopp, um sich nach der Fährfahrt die Beine etwas länger vertreten zu können.

Auf dem Parkplatz muss man zwar eine kleine Gebühr entrichten (2 Pfund pro Person, Stand 08/2019), die dem Nationalpark zu Gute kommt. Dafür ist der Wanderpfad zur Schlucht gut ausgebaut und führt nach kurzem Fußmarsch nicht nur zu der beeindruckenden Schlucht, sondern auch zu einer schwindelerregenden Aussichtsplattform und einer Hängebrücke, die nur sieben Leute gleichzeitig betreten dürfen.

Brücke Corrieshalloch Gorge

Schon auf der Brücke zu stehen und hinunter zu sehen kostet Überwindung. Die Aussichtsplattform über der Schlucht ist sicherlich nur etwas für ganz schwindelfreie Menschen.

Aussichtsplattform Corrieshalloch Gorge

Für Menschen mit Höhenangst ist das beides eher nichts, aber wer nicht will, der muss auch nicht – beide Höhepunkte der Tour sind optional. Man kann sie auch weglassen und trotzdem eine schöne kleine Wanderrunde drehen. Wer sich traut, sollte sich allerdings wenigstens einmal auf die Brücke wagen.

Aussichtsplattform für ganz Mutige

60 Meter unter einem fließt dann der Fluss Abhainn Droma durch die wirklich eng eingeschnittenen Felsen, die nicht vom Wasser, sondern von der Eiszeit geformt worden sein sollen. Wenn man direkt drüber steht, nur die wacklige Hängebrücke unter sich, bekommt man schon eine gute Portion Respekt vor den Kräften der Natur.

Den hat man sicherlich auch, wenn man dem Pfad über die Brücke folgt und sich zur frei über die Schlucht ragenden Aussichtsplattform begibt. Von hier aus hat man den besten Blick auf die Falls of Messach, einem 46 Meter hohen Wasserfall. Bei unserem Besuch war die Plattform wegen Wartungsarbeiten geschlossen – wir waren aber nicht so böse drum, als wir sie erblickt haben. So schwindelfrei sind wir dann doch nicht.

Kunst am Knockan Crag

Ist Kunst, kann aber nicht weg – es sei denn, jemand hat die Kraft, die Kugel am Knockan Crag zu schieben. Wir waren zu schwach 😉

Lehrpfad with a view: Knockan Crag

Nach der Aufwärmrunde ging es für uns weiter nach Norden in Richtung Assynt. Auf dem Weg dorthin passiert man unter anderem das Knockan Crag National Nature Reserve, in dem wir auf jeden Fall einen Zwischenstopp empfehlen. Nicht nur, dass ihr hier einen wirklich spannenden Naturlehrpfad mit zahlreichen Informationen über die Geologie Schottlands vorfindet. In einer kleinen Wanderrunde lässt sich auch mit mäßigem Aufwand eine tolle Aussicht auf die umliegende Landschaft ergattern.

Den Rundwanderweg kann man in gut eineinhalb Stunden absolvieren, ohne dabei allzu sehr ins Schwitzen zu kommen. Einziges Manko sind leider einige Treppenstufen. Da Ceeley auf unserer Reise erst einige Monate alt war, hieß es für uns (bzw. eher für Jan ;)): tragen, tragen, tragen. Dafür wurden wir aber mit einem tollen Blick auf die Highlands entschädigt, den wir trotz Wochenendes und guten Wetters nahezu für uns alleine hatten – ein krasser Kontrast zu den Massen auf der Isle of Skye.

Ceeley am Knockan Crag

Die Aussicht am Knockan Crag hatten wir fast für uns allein. Einziger Wermutstropfen: Wegen der vielen Treppen musste Jan Ceeley so einige Stufen tragen.

Jan trägt Ceeley am Knockan Crag

Wunderbare Einsamkeit in Assynt

Das Schöne an dieser Ecke Schottlands ist übrigens: Es ist überall so. Offenbar ist alles nördlich von Ullapool noch ein kleiner Geheimtipp, denn die Touristenmassen, wie wir sie auch im Glencoe oder in Fort William erlebt haben, blieben hier einfach aus. Dabei ist gerade Assynt, das man nach nicht mal einer halben Stunde Autofahrt in Richtung Norden vom Knockan Crag aus erreicht, landschaftlich unglaublich schön und hat auch sonst den ein oder anderen Haltepunkt zu bieten.

Ardvreck Castle am Lake Assynt

Ganz einsam und verzaubert steht es da, das Ardvreck Castle am Loch Assynt. Charme hat die Ruine – und angeblich auch einige Hausgeister.

Spannend fanden wir unter anderem Ardvreck Castle, eine kleine Schlossruine, die ganz malerisch direkt am Ufer von Loch Assynt liegt. Die Burgüberreste können frei erkundet werden, man kann sogar ins Innere klettern und ein bisschen am eigenen Leib erfahren, wie wohl die Aussicht von dort gewesen sein muss, als das Schloss noch erhalten war.

Und wer es ganz drauf anlegt, kann gerne auch mal eine Übernachtung ausprobieren. Dem Schloss wird nachgesagt, dass hier der ein oder andere Geist sein Unwesen treiben soll – kein Wunder, nach dem ganzen Mord und Totschlag, den Ardvreck Castle in seiner Geschichte zu bieten hat. Infotafeln lesen lohnt sich hier ganz besonders!

Sonnenuntergang und Übernachtung am Leuchtturm

Übernachtet haben wir übrigens am Stoer Head Lighthouse. Der Weg dorthin ist vom Loch Assynt nicht mehr weit und lohnt sich landschaftlich total. Wir haben den Mix aus Felsen, kleinen Seen und blühender Heide sehr sehr geliebt und nicht selten überlegt, einfach an der Strecke entlang in einer kleinen Bucht Halt zu machen und zu übernachten. Gemacht haben wir es nicht – zum Glück, denn am Leuchtturm erwartete uns ein wunderschöner Sonnenuntergang. So einen Anblick konnten wir auf der Reise leider nur selten genießen.

Umso glücklicher waren wir darüber, dass der leichte Nieselregen, der abends eingesetzt hatte, sich doch noch verzog und wir die Aussicht auf die schroffen Felsklippen und den Leuchtturm im wunderschönen leuchtend goldenen Abendlicht bewundern konnten. Wer noch nicht genug hat vom Wandern, kann von hier aus übrigens eine Wanderung zum Old Man of Stoer starten. Im Gegensatz zum alten Mann auf der Isle of Skye liegt dieser hier direkt im Wasser. Aber Vorsicht: Gutes Schuhwerk ist gefragt, vor allem, wenn es zuvor geregnet hat.

Clashnassie Bay

Wie schön ist einfach diese Straße? An der Clashnessie Bay kann man toll am Strand toben. Fährt man weiter Richtung Drumbeg, gibt es so einige tolle Aussichtspunkte.

Aussicht auf dem Weg nach Drumbeg

Um die Runde durch Assynt abzuschließen sind wir am nächsten Tag schließlich unsere wunderschöne Single-Track-Road über Clashnessie und das kleine Dorf Drumbeg zu Ende gefahren. Unterwegs könnt ihr nicht nur den Hund für einem kurzen Stop zum Toben am Strand der Clashnessie Bay rauslassen, sondern auch die tollen Clashnessie-Falls besuchen. Der Eingang zum Wanderweg ist etwas versteckt ausgeschildert – weitere Infos gibt es bei Walkhighlands.

Aussichten vom Feinsten! Und da bietet sich doch an, was das Reisen im Bus immer wieder so schön macht: Anhalten, wo es schön ist und dann einfach staunen und genießen.

Auf einen Blick: Camping mit Hund am Stoer Head Lighthouse

  • Lage: Der Stellplatz liegt direkt unterhalb des Leuchtturms. In diesem kann man auch übernachten.
  • Hundefreundlichkeit: Nebenan stehen ein paar Schafe auf der Weide, die der Hund in Ruhe lassen sollte. Sonst gibt es aber nicht so viel Publikumsverkehr und viel Platz für alle.
  • Preis: 10 Pfund werden als Spende erbeten
  • Besonderheiten: Es gibt ein Klo am Platz, das aber kostenpflichtig ist. Nehmt Kleingeld mit!
  • Weiterempfehlung? Für Aussicht, Ruhe und Wandermöglichkeit auf jeden Fall! Wer es etwas luxuriöser mag, ist hier nicht so gut aufgehoben. Uns hat es aber sehr gefallen.