Als der Brexit näher rückte, hatten wir ein bisschen Bammel, was das zukünftige Reisen ins britische Königreich angeht. Denn: Mit dem Austritt war keineswegs sicher, ob Großbritannien bei der Einreise mit Hund nicht wieder zu alten Gewohnheiten zurückkehrt.

Der eine oder andere mag sich erinnern: Vor 2012 war ein Urlaub mit Hund in United Kingdom mit viel Vorbereitungszeit verbunden. Das lag vor allem daran, dass mit einem Bluttest der Tollwut-Titer bestimmt werden musste. Diese Untersuchung muss mindestens 30 Tage nach der Impfung und mindestens 3 Monate vor der Einreise durchgeführt werden. Die Blutabnahme erfolgt beim Tierarzt, die Untersuchung schließlich bei einem zertifizierten Labor. Die Rückkehr zu diesem Verfahren wäre ein bisschen das Worst-Case-Szenarion für alle Hundehalter gewesen, die auf die Insel möchten. 

Zum Glück ist es doch anders gekommen. Auf einige Dinge müsst ihr dennoch achten. Worauf genau und welche Erfahrungen wir beim Reisen nach Großbritannien mit Hund gemacht haben, haben wir hier für euch zusammengefasst.

Wie ihr überhaupt auf die Insel kommt

Zwei Wege gibt es mit Hund auf die Insel: Ihr könnt entweder eine der zahlreichen Fähren nehmen, um an die britische Ostküste zu gelangen oder ihr bucht ein Ticket für den Eurotunnel. Theoretisch könnte man natürlich auch fliegen, das ist für uns aber keine Option. Der Eurotunnel führt euch unter dem Ärmelkanal hindurch per Zug vom französischen Calais ins englische Folkstone. Wir würden diese Art der Anreise vor allem denen empfehlen, deren Hund Probleme mit Fährüberfahrten hat. Ganz ungruselig ist die Anreise durch den Tunnel zwar nicht: Ihr fahrt mit eurem Auto in den Zug und dann gibt es zwar Licht, aber es ist etwas rumpelig und man sieht natürlich nichts, wenn man nach draußen blickt. Aber ihr könnt die ganze Zeit gemeinsam im Auto sitzen bleiben und müsst euer Tier nicht verlassen. Und die Überfahrt dauert nur eine gute halbe Stunde.

Wichtig: Wir beziehen uns bei der Option Zug nur auf den Autozug, nicht auf den Personenzug Eurostar! Die Reise mit Haustier ist dort nicht  möglich. Diese nimmt der Eurostar zwar bei Reisen zwischen Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden in bestimmten Zügen mit, nicht aber nach Großbritannien, wie es auf der Webseite heißt. Wer ohne eigenes Auto den Weg per Zug nehmen will, kann es über Le Pet Express versuchen. Hier kann man mit dem eigenen Haustier im Minibus via Autozug nach Großbritannien gelangen. Wir haben diesen Fahrtweg allerdings noch nicht selbst ausprobiert und können deshalb keinen Erfahrungswert liefern. 

Im Bauch des Schnellzugs: So sieht es aus, wenn ihr über den Eurotunnel anreist.

Im Bauch des Schnellzugs: So sieht es aus, wenn ihr über den Eurotunnel anreist.

Wer den Weg unter dem Wasser hindurch scheut, dem bleibt noch die Fähre. Es gibt eine große Auswahl an Fährverbindungen mit verschiedensten Fährgesellschaften. Einen guten Überblick über alle möglichen Wege könnt ihr hier finden. Die wohl bekanntesten Verbindungen sind vom Festland aus:

Calais – Dover
Dünkirchen – Dover
Rotterdam – Hull
Amsterdam – Newcastle

Die Fahrt von Calais nach Dover dauert gut eineinhalb Stunden, von Dünkirchen sind es zwei Stunden. Für die kurze Überfahrt müssen Hunde unter Deck im Auto bleiben. Anders ist es auf den anderen beiden Verbindungen. Sowohl P&O Ferries auf der Strecke Rotterdam-Hull als auch DFDS auf der Fähre Amsterdam-Newscastle bieten spezielle Haustierkabinen an, in denen ihr gemeinsam mit ihren Hunden die (Nacht-)Fahrt absolvieren könnt.

Das ist auch gut so, denn ihr braucht hier zwölf bzw. 16 Stunden, bis ihr am Ziel seid. Hunde dürfen allerdings nur mit in die Kabine bzw. speziell freigegebene Flure/die Hundeklos, nicht auf die normalen Decks. Wie die Überfahrt in so einer Kabine läuft, könnt ihr in unserem Schottland-Reiseüberblick nachlesen.

Diesen Blick kann der Eurotunnel nicht bieten: Die Kreidefelsen von Dover von der Fähre aus gesehen.

Diesen Blick kann der Eurotunnel nicht bieten: Die Kreidefelsen von Dover von der Fähre aus gesehen.

Was euer Hund für die Einreise braucht

Tatsächlich ist alles – zum Glück – nicht so kompliziert geworden, wie zunächst ob des Streits um ein Austrittsabkommen zu befürchten war. Ihr braucht weiterhin den gültigen EU-Heimtierausweis. Darin dokumentiert sein muss, dass euer Hund eine gültige Tollwutimpfung besitzt. Nach Angaben des Auswärtigen Amts muss die die Erstimpfung „mindestens 21 Tage vor Einreise stattgefunden haben, regelmäßige Boosterimpfungen werden anerkannt solange sie im geforderten Intervall stattgefunden haben“. Das können wir so bestätigen.

Euer Vierbeiner muss zudem mit einem Mikrochip gekennzeichnet sein und eine Bandwurmbehandlung erhalten haben (mindestens 24 Stunden und maximal 120 Stunden vor der Einreise). Beides muss ebenfalls durch den Tierarzt im Heimtierausweis dokumentiert sein. Kleiner Tipp: Wenn ihr ohnehin für die Wurmkur vor der Reise beim Tierarzt seid, lasst den Mikrochip einmal auslesen. So könnt ihr euch mögliches Herzrasen ersparen, falls er nicht mehr ganz genau da sitzt, wo es im Heimtierausweis steht.

Ihr müsst zudem ein Dokument ausfüllen, in dem ihr versichert, dass ihr nicht mit Hund in Großbritannien seid, um euer Tier zu verkaufen. Das Dokument könnt ihr hier herunterladen und einfach ausfüllen, es muss auf der Reise mitgeführt werden. Wir haben es aber nicht gebraucht.

Sonnenuntergang am Castell Dinas Brân in Wales.

Kein Zutritt für Hunde: Eilean Donan Castle.

 Bitte beachtet, dass ihr über eine “approved route” einreisen müsst. Die oben genannten Verbindungen gehören dazu. Wenn ihr eine andere Route wählt, könnt ihr hier nach lesen, ob sie den Kriterien entspricht.

Andere Regeln gelten dabei übrigens für Reisende, die in Großbritannien leben und in die EU mit ihren Heimtieren einreisen wollen. Auch wer sein Tier zum Verkauf mit auf die britische Insel nimmt oder es dort in ein neues Zuhause überführen will, muss andere Regeln beachten. Ebenso gibt es Extra-Regeln, wenn ihr mit mehr als fünf Tieren einreist. Bitte beachtet, dass diese Rassen zu den “banned dogs” gehören:

  • Pit Bull Terrier
  • Japanese Tosa
  • Dogo Argentino
  • Fila Brasileiro

Wenn ihr mit diesen Tieren einreisen wollt (Achtung, auch optische Ähnlichkeiten können dazu führen, dass euer Hund einer der Rassen zugeordnet wird!), kann euer Hund eingezogen werden von den Behörden und – wir zitieren das mal – “it could be destroyed”. Wir würden euch also von einer Reise abraten,wenn ihr einen und dieser Rassen besitzt. Mehr Informationen findet ihr auf der Webseite der britischen Regierung.

Was ihr für die Einreise braucht

Ganz unabhängig von der Einreise mit Vierbeiner, gelten mittlerweile auch neue Einreisebestimmungen für menschliche EU-Bürger nach Großbritannien. Ein Personalausweis reicht zum Beispiel nicht mehr aus, um ins Land zu gelangen. Ihr braucht zwingend einen gültigen Reisepass für den Urlaub. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes ist aber auch ein vorläufiger Reisepass anerkannt.

Eingezäunt zur Renovierung: Der Clock Tower (umgangssprachlich auch BigBen) in London.

Eingezäunt zur Renovierung: Der Clock Tower (umgangssprachlich auch BigBen) in London.

So läuft die Grenzkontrolle mit Hund

Wir können hier natürlich nur von unserer Erfahrung berichten, aber das möchten wir gerne teilen, damit ihr nicht überrascht seid, wie gründlich mittlerweile an der Grenze geguckt wird. Als wir 2019 nach Schottland gefahren sind und über den Eurotunnel eingereist sind, haben wir bis auf die Pass – und Heimtierausweiskontrolle eigentlich nichts vorzeigen müssen. Anders lief im Sommer 2022, als wir über Dünkirchen mit der Fähre nach Dover gefahren sind. DFDS hatte angegeben, dass wir 90 Minuten vor Abfahrt am Check in sein sollten. Das haben wir eingehalten und das war auch gut so, denn wir haben eine Stunde gebraucht, bis wir mit allen Kontrollen durch waren und endlich in der richtigen Fährlinie standen. Zunächst wurde am Schalter der Fährgesellschaft unser Ticket  und unsere Pääse gecheckt, außerdem mussten wir Ceeleys Mikrochip auslesen – dafür wird euch ein Gerät gereicht, damit ihr das selbst im Auto machen könnt. Das Hundetier hat sich nicht einen Zentimeter bewegt.

Danach wurden unsere Pässe von französischen Grenzbeamten kontrolliert, das ging relativ fix. Auf dem Weg zum dritten Schalter, mussten wir das Auto einmal aufmachen. Offenbar hat man da einmal geguckt, ob sich jemand bei uns im Auto versteckt, der dort nicht hingehört. An der britischen Kontrollstation mussten wir den Heimtierausweis nicht noch einmal vorzeigen, dafür wurden die Reisepässe sehr genau anguckt und die Gesichter gecheckt. Wir mussten außerdem angeben, wie lange wir bleiben und warum wir nach Großbritannien wollen. Als das erledigt war, hieß es noch einmal anstehen und warten, denn alle Autos wurden noch einmal durchgeguckt. Wir mussten unser Bett im Hochdach aufklappen, der Grenzbeamte hat auch in Schränke geguckt. Alles sehr gründlich, aber wir möchten betonen, dass die Kontrollen immer in sehr freundlichem Ton und sehr höflich abgelaufen sind. Danach hatten wir es dann geschafft und konnten zum Fähranleger.

Was ihr jeztz bei der Einfuhr von Futter beachten müsst

Mit dem Brexit und dem neuen Zoll- und Handelsabkommen haben sich auch die Einfuhrbestimmungen für Waren geändert. Unsere Trockenfuttervorräte sind nicht kontrolliert worden. Ihr dürft für den Eigenbedarf alles mitnehmen. Vorsichtig müsst ihr vor allem sein, wenn ihr mehr als 2 Kilogramm Schweinefleisch einführen wollt, oder Produkte, die Schweinefleisch enthalten. Solltet ihr also Trocken – oder Feuchtfutter einführen, in dem Schwein oder auch Wildschwein enthalten ist, solltet ihr es in Originalverpackung mit EU-Kennzeichung einführen. Alle Informationen dazu findet ihr hier.

Im Londoner Greenwich-Park lassen viele Hundehalter ihre Tiere auf den großen Parkwiesen laufen.

Was ihr für die Rückreise in die EU wissen müsst

Für die Rückreise aus Großbritannien mit Hund reicht ebenfalls der Heimtierausweis, ein gesondertes Gesundheitszeugnis für in der EU lebende Heimtiere ist nicht erforderlich. Einen Überblick über die aktuellen Bestimmungen findet ihr immer beim Auswärtigen Amt. Übrigens war die Passkontrolle vor der Fährüberfahrt auf unserem Rückweg im Sommer 2022 sehr viel schneller erledigt als die auf dem Hinweg. Es hat keine 20 Minuten gedauert, bis wir am Fähranleger standen.

Warum sich die Reise nach dem Brexit mit Hund trotzdem lohnt

Wenn ihr jetzt denkt – “Wow, das ist aber viel Aufwand” –  können wir nur sagen: Lasst euch nicht abschrecken, denn die ganzen Punkte klingen jetzt nach viel Input, aber eigentlich ist das alles recht schnell erledigt. Großbritannien mit Hund lohnt sich trotzdem in jedem Fall, denn die Briten sind unglaublich hundefreundlich und es gibt viele wunderschöne Plätze, die ihr gemeinsam entdecken könnt. Glaubt ihr nicht? Wir haben da eine Liste an Gegenargumenten, mit der wir euch sehr Lust auf einen Aufenthalt auf der Insel machen wollen.

Noch mehr Reiseberichte aus Großbritannien findet ihr außerdem hier. Also nicht am Brecit verzweifeln, sondern Pläne schmieden – der Aufwand lohnt sich, ganz sicher!

Diese Webseiten solltet ihr kennen

Zum Schluss haben wir noch zwei Tipps für euch, die das Reisen mit Hund auf der Insel sehr erleichtern können. Unter thebeachguide.co.uk findet ihr auch eine Liste mit hundefreundlichen Stränden in Großbritannien. Das ist gerade im Sommer unglaublich nützlich.

Die passenden Gassistrecken für eure Fahrt findet ihr unter drivingwithdogs.co.uk. Das ist vor allem hilfreich, wenn ihr auf Hin- und Rückreise lange Strecken zurücklegen müsst und eine Gassipause einlegen wollt. So haben wir zum Beispiel eine wunderschöne Runde am Rande Oxfords gefunden, die uns an die Themse führte!